"Kreativität bedeutet für mich, sich jeden Tag neu zu entdecken."
Chaoskopf, Träumerin und Freigeist – so beschreibt sich Judith Frietsch selbst auf ihrem Blog. In der Social-Media-Welt ist die 27-Jährige vielen als "Youdiful" bekannt. Vor Kurzem hat sich die gelernte Mediengestalterin unter diesem Namen selbstständig gemacht und auch als Marke angemeldet. Sie inspiriert und fasziniert ihre Community mit ihrer Leidenschaft für Interior, Lifestyle, Design und Fotografie.
Liebe Judith, Ihre Instagram-Karriere begann unter anderem damit, dass Menschen Ihnen wegen Ihrer wunderschönen Wohnungseinrichtung geschrieben haben. Sie baten dann um Ideen für ihre eigenen vier Wände. Unter dem Instagramaccount "youdiful living" haben Sie dann entsprechende Tipps gegeben. Wie würden Sie Ihren eigenen Stil beschreiben?
Ich habe einen skandinavischen Wohnstil, kombiniert mit einigen Boho- und leicht romantischen Elementen. Ich mag es also verspielt, zumindest ein bisschen. Viel Persönlichkeit ist natürlich auch drin. Ich bin kein Fan davon, wenn es wie im Möbelhaus aussieht, das ist mir zu steril. Lieber mische ich neue Möbel mit einigen Vintage-Stücken. Natürliche Materialien spielen ebenfalls eine große Rolle. Und ich liebe verspielte Deko-Accessoires, habe überall Bildchen stehen – hier mal eine Erinnerung, da mal ein altes Teil.
Es gibt also viele Deko-Objekte. Kann das nicht schnell zu viel sein?
Viele Menschen haben genau davor Angst. Aber ich finde, eine Wohnung oder ein Haus lebt erst durch diesen – nennen wir es einfach einmal so - Krimskrams. Es muss nicht alles hinter weißen Schranktüren versteckt werden, sondern das Leben soll präsent sein. Für mich kann ich sagen: Wenn man in meine Wohnung kommt, soll man gleich merken, dass es mein beziehungsweise unser geliebtes Zuhause ist.
Die Wohnung soll lebendig sein. Unter anderem erreiche ich das durch Einrichtungselemente wie farbige Textilien und Bilder, die gezielt eingesetzt werden. Mein Tipp: Setzen Sie bei Ihrer Deko auf ein einheitliches Farbschema. Derzeit liebe ich persönlich zum Beispiel die trendigen Rostbraun-Töne. Vieles wechsle ich allerdings häufig – je nachdem, in welcher kreativen Phase ich gerade stecke und worauf ich Lust habe. Deshalb sind meine Wände und die großen Möbelstücke farblich neutral. So kann ich mich bei der Deko austoben.
Haben Sie Tipps, wie der eigene Wohnungsstil schnell und unkompliziert verändert werden kann?
Das geht schon mit wenigen Kniffen. Ich persönlich wechsle meine Bilder und Kunstwerke an den Wänden. So lässt sich superschnell die Stimmung ganzer Räume verändern. Austauschen, neue Farben reinbringen, fertig. Auch Kissenhüllen, Decken, Bilder und Kerzen eignen sich, um den Stil zu variieren beziehungsweise Farben nach Lust und Laune zu wechseln.
Was ist der Schlüssel zu einem schönen Zuhause? Oder anders gefragt: Was macht es zu einem Zuhause?
Meiner Ansicht nach wird ein Zuhause erst durch Persönlichkeit zu einer wirklichen Heimat. Ob es dann schön ist, liegt im Auge des Betrachters. Für mich muss es auf alle Fälle gemütlich sein, damit ich mich wohlfühle. Dies gelingt mir durch Teppiche, Pflanzen, Textilien, Kerzen. Mein Lieblingsplatz ist unser Sofa im Wohnzimmer. Das ist für mich ein Ort zum Runterkommen. Dort kann ich den hektischen Alltag und Stress vergessen: Abends eine Serie im TV ansehen, etwas Leckeres essen und abtauchen.
Was hängt an Ihren vier Wänden: selbst gemachte Fotos oder Kunstdrucke?
Das ist bei mir gemixt. Ich habe schöne, große Prints im Rahmen an der Wand, weil das die Optik auflockert. Außerdem gibt es selbst gemalte beziehungsweise geschriebene Letterings oder Typografien. Durch diese miminalistischen Zitate oder Quotes, die für mich immer eine tiefere Bedeutung haben, wirkt meine Bildergalerie clean, aber dennoch persönlich. Und ich habe, wie bereits erwähnt, viele selbst aufgenommene Fotos im Haus herumstehen und Retro-Bilder am Spiegel oder Kühlschrank hängen. Diese selbst gemachten Fotos nutze ich aber noch lieber für Fotobücher.
Sie gestalten schon seit Jahren gerne Fotobücher. Warum haben Sie so ein Faible dafür?
Ich bin ein absolut haptischer Mensch und liebe es, durch meine Fotos zu blättern und dabei die vielen Momente noch einmal erleben zu können. Einfach hinsetzen, die Reise oder das Jahr durchstöbern und in Erinnerungen schwelgen. Im Alltag gehen die vielen schönen Erlebnisse manchmal unter und man vergisst sie schnell . Mit einem Fotobuch ist das anders. Damit kann man sich ganz bewusst zurückbesinnen, das liebe ich. Es ist so schön, wenn mich die Gefühle dabei noch einmal überschwappen. Ein Traum von mir: Später ein riesiges Regal voll mit Fotobüchern zu haben, sodass ich meinen Kindern und Enkeln die vielen Erinnerungen zeigen kann, die es mir wert gewesen sind, sie in Büchern festzuhalten.
Mit CEWE entstand eine gemeinsame Fotobuch-Vorlage. Worauf haben Sie dabei geachtet?
Ich wollte einen eleganten und cleanen Stil, der zeitgleich aber auch persönlich ist. Deshalb habe ich viel Platz für Bilder gelassen. Die Vorlage, die sehr gut für ein Jahrbuch genutzt werden kann, sollte zeitlos sein, sodass man sich nicht so schnell daran satt sieht und sich das Buch auch später noch gerne anschaut.
Wie sind Sie denn überhaupt zum Fotografieren gekommen?
Das habe ich mir komplett selbst beigebracht. Mein Tipp: "Learning by doing", einfach machen, ganz intuitiv vorgehen. Natürlich sollte man die wichtigsten Basics kennen. Aber ich persönlich gehe in meinem Leben nur selten nach Lehrbuch vor, sondern viel nach Bauchgefühl.
Egal, ob von Ihnen selbst oder nicht: Haben Sie ein absolutes Lieblingsfoto?
Ja, es stammt aus meiner Kindheit. Auf diesem Foto sitze ich mit meinen beiden Geschwistern und meinem Cousin auf bunten Stühlen und wir essen gemeinsam. Es war ein wundervoller Sommertag. Dieses Foto ist das perfekte Sinnbild für meine Kindheit und strahlt so viel aus. Das habe ich natürlich zu Hause im Rahmen stehen. Ich würde es niemals wegnehmen, das wird immer bleiben.
Was inspiriert Sie?
Mich inspiriert das Leben, die unscheinbaren Momente. Manchmal sitze ich nur im Bus und sehe die Landschaft an mir vorbeifliegen – schon das kann sehr inspirierend sein. Auch interessante Unterhaltungen inspirieren mich. Oder wenn ich am Meer sitze und meinen Gedanken Raum lassen kann. Aus vielen kleinen Momenten ziehe ich meine Inspiration – und daraus auch meine Kreativität.
Was genau bedeutet Kreativität denn für Sie?
Sie entsteht für mich aus genau dieser Inspiration. Für mich heißt das nicht nur, dass man etwas bastelt und andere kreative Dinge macht, sondern es entsteht eher eine bestimmte Art von Gespür und Gefühl. Kreativität bedeutet für mich, sich jeden Tag neu zu entdecken. Dass man nicht stehenbleibt, sich inspirieren lässt, offen ist.
Zur Person: Weitere Infos rund um Judith Frietsch und deren Inspirationen finden Sie auf ihrem Blog youdiful oder auf ihren Instagram-Accounts youdiful (Lifestyle und Interior) und youdifullettering (Lettering und Artwork).